Zwischen Krampus und Christkind: Winterliche Schlossgeschichten aus Österreich
Wenn in Österreich die Berge unter einer Schneedecke verschwinden, die Luft nach Holzfeuer riecht und aus den Tälern Glocken klingen, wird es rund um Burgen und Schlösser in Österreich besonders stimmungsvoll. Zwischen barocken Fassaden, mittelalterlichen Mauern und verschneiten Innenhöfen begegnen sich zur Adventszeit zwei Welten: das liebliche Christkind mit Lichtern und Musik – und die dunkleren Gestalten der Rauhnächte wie Krampus, Perchten und wilde Heere.
Advent zwischen Fels und Barock – Winter in Salzburg
Das Bundesland Salzburg ist im Advent ein einziges Bühnenbild: verschneite Berge, Kirchtürme, historische Altstädte – und Burgen und Schlösser. Auf der Erlebnisburg Hohenwerfen findet ein romantischer Adventmarkt im Burghof statt, mit Fackeln, Ständen und Rahmenprogramm für Familien. Schloss Hellbrunn wiederum verwandelt sich in eine märchenhafte Winterwelt mit Lichterketten, geschmückten Bäumen und einem besonders familienfreundlichen Adventzauber im Schlosspark.
Doch hinter all dem Lichterglanz stehen alte Vorstellungen: Die dunkle Jahreszeit war früher die Zeit von Geistern, Dämonen und wilden Gestalten, die man mit Lärm, Masken und Ritualen zu besänftigen versuchte. Daraus entstanden Brauchtumsgestalten wie der Krampus und zahlreiche Erzählungen, die gerade in der Advents- und Weihnachtszeit tradiert wurden.
Burg Hohenwerfen – Wo der Krampus die Stufen hinabsteigt

Region & Burg
Burg Hohenwerfen thront auf einem Felsen hoch über dem Salzachtal, umgeben von schneebedeckten Gipfeln. Wer im Winter die Auffahrt hinaufgeht und durch das Burgtor tritt, steht in einem Innenhof, der sich leicht in die Zeit der Ritter zurückdenken lässt – besonders, wenn Fackeln brennen und vielleicht leise Musik zu hören ist.

Die Krampusnacht auf der Burg
Eine Erzählung, wie sie in unterschiedlichen Varianten rund um die Burg erzählt wird, verbindet die Krampusgestalt mit einem alten Sühneversprechen.
Vor vielen Jahrhunderten soll auf Hohenwerfen ein besonders harter Burgherr gelebt haben. Er liebte die Strenge und ließ seine Untertanen auch im Winter schwer arbeiten. Als ein strenger Frost die Ernte vernichtete, baten die Leute um Nachsicht. Der Burgherr verweigerte jede Hilfe.
In der Nacht zum 6. Dezember, so erzählt man, sei ein furchterregender Krampus durch den Burggraben gezogen, über das Tor gesprungen und die Treppen hinaufgestapft. Die Knechte hörten Kettenrasseln und das Scharren von Hufen auf dem Stein. Am nächsten Morgen fand man den Burgherrn bleich und verstört – er schwor, in der Nacht Besuch vom Teufelsgesellen bekommen zu haben, der ihn davor gewarnt habe, sein Herz zu verhärten.
Von diesem Tag an soll er milder geworden sein, Vorräte geteilt und den Menschen im Tal geholfen haben. Die Legende sagt, dass der Krampus an Hohenwerfen seither nur noch symbolisch auftritt – als Erinnerung daran, dass Strenge ohne Mitgefühl in der Adventszeit keinen Platz hat.
Historisch ist die Figur des Krampus Teil eines lange gewachsenen Alpenbrauchtums: als Begleiter des heiligen Nikolaus, der diejenigen erschreckt, die sich nicht an Regeln halten. Die Verbindung zu einem konkreten Burgherrn ist Sage – aber eine, die gut zu den mächtigen Mauern und der exponierten Lage der Burg passt.
Schloss Hellbrunn – Wenn das Christkind durch den Park geht

Region & Schloss
Schloss Hellbrunn liegt südlich der Stadt Salzburg und ist vor allem für seine barocken Wasserspiele bekannt. In der Adventszeit verwandelt sich das Schlossgelände in den „Hellbrunner Adventzauber“: Der Park wird mit Lichtern, Bäumen und Ständen geschmückt, für Kinder gibt es eine eigene „Weihnachtswelt“ mit Zug, Christkindpostamt und Tieren.
Die Geschichte vom verlorenen Stern
Eine warmherzige Legende aus Hellbrunn knüpft an diese Kinderwelt an.
Man erzählt, dass vor vielen Jahren ein kleines Mädchen den Adventmarkt im Schlosspark besuchte. Es trug einen selbst gebastelten Papierstern bei sich, den es dem Christkind schenken wollte – als Dank für das vergangene Jahr. In der Menge verlor es den Stern und war untröstlich.
Am selben Abend soll ein starker Wind aufgekommen sein. Am nächsten Morgen berichteten Besucher verwundert, dass in einer der großen Alleebäumen ein einzelner Stern leuchtete – heller als alle anderen Lichterketten. Niemand konnte erklären, wie er dorthin gekommen war.
Die Sage sagt: Wenn ein Kind im Hellbrunner Adventzauber etwas wirklich von Herzen schenkt – auch wenn der Gegenstand verloren geht –, kommt es auf seine Weise oben bei den „großen Lichtern“ an.
Die Geschichte passt gut zu der liebevoll inszenierten Umgebung und der Idee, dass der Adventzauber nicht nur ein Markt, sondern ein Ort kleiner Wunder sein möchte.
Rauhnachtsgeflüster in den Alpen – Die stillen Tage zwischen den Jahren

Rund um Weihnachten und den Jahreswechsel sprechen viele Regionen Österreichs von den Rauhnächten: einer Zeit zwischen den Jahren, in der alte Vorstellungen von Geistern, Seelen und „wilden Heeren“ besonders lebendig waren. Auch in der Umgebung von Burgen und Schlössern ranken sich Erzählungen darum.
Die Burg und das wilde Heer
Eine allgemeine, in vielen Varianten erzählte Rauhnacht-Sage lässt sich gut auf eine alpine Burg wie Hohenwerfen übertragen – und als stimmungsvolle Wintergeschichte nutzen.
In den Nächten zwischen Weihnachten und Dreikönig hörten die Menschen in den Tälern manchmal fernes Rufen, Hundegebell und das Stampfen vieler Hufe. Sie glaubten, dass ein „wildes Heer“ durch die Lüfte ziehe: Seelen, die keine Ruhe gefunden hatten, angeführt von einer geheimnisvollen Gestalt.
Eine Version erzählt, dass dieses Heer über die Burg hinwegzieht. Solange in der Burg ein Licht in der Kapelle brennt und jemand wach ist, um für die Lebenden und die Toten zu beten, zieht der Zug friedlich vorbei. Erlischt das Licht, bevor die Nacht herum ist, kann es Unruhe bringen: Türen schlagen, Tiere werden unruhig, Träume werden schwer.
Deshalb, so sagt man, blieb auf manchen Burgen in den Rauhnächten bewusst eine kleine Kerze im Fenster stehen – als Zeichen, dass die Menschen drinnen wachsam und im Guten verbunden sind.
Fotos: (c)Алексей Василюк – stock.adobe.com; (c)alexpolo – stock.adobe.com; (c)Nicola Simeoni – stock.adobe.com; (c)romy mitterlechner – stock.adobe.com; (c)JFL Photography – stock.adobe.com
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